Ein funkelnder musikalischer Edelstein

Kirchenkonzert In Nastätten erklangen Werke des spätbarocken Komponisten Franz Xaver Brixi

Nastätten. „Jubilate – jauchzet!“ – diesem Aufruf zum Schöpferlob folgte vor Kurzem der Evangelische Dekanatschor mit seinem Kantor Markus Ziegler. „Evangelisches Christentum lebt in der Musik genauso wie im Wort der Bibel. Wenn wir miteinander singen oder gemeinsam Musik hören, teilen wir unser Gottvertrauen auf ganz besondere Weise. Durch Musik können sich Menschen verbinden, oft auch Menschen, denen die Kirche fremd geworden ist.“ So begründet die evangelische Gemeinde Nastätten ihre musikalischen Gottesdienste – zu Recht, waren doch diesmal einige Zuhörer erschienen, die als Flüchtlinge in Nastätten leben und den Weg in die evangelische Kirche gefunden hatten.

Die Missa Brevis in C als Herzstück

In diesem Gottesdienst „Jubilate“ am dritten Sonntag nach Ostern standen Werke von Franz Xaver Brixi im Vordergrund, einem nordböhmischen Komponisten, der gegen Ende der Barockzeit gelebt hat. Erklingen ließ sie der Evangelische Dekanatschor gemeinsam mit der Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg. Als Solisten wirkten die Sopranistin Sigrun Haaser, die Altistin Ute von Genat, der Tenor Kyoung-Soon Kim und der Bassist Wolfgang Weiß mit. Die Truhenorgel schlug Elisabeth Maranca, die geistliche Leitung mit Predigt hatte Pfarrerin Anne-Bärbel Ruf-Körver inne.

Konzert Missa BrevisIm Zentrum stand Brixis „Missa Brevis in C“, die, obwohl als „kurze Messe“ bezeichnet, alle Bestandteile einer Messe enthält. Die Kompositionen Brixis waren zu seiner Zeit weithin bekannt und beliebt, auch wenn die Fachwelt sie heutzutage erst wiederentdeckt und als Kompositionen eines „Kleinmeisters“ beizeichnet. Die großen Komponisten wie Bach, Haydn, Mozart und Beethoven lassen die Menschen heute vergessen, dass damals neben den Großmeistern weitere Komponisten mit beachtlichem Können gewirkt und Einfluss ausgeübt haben.

Brixis Werke waren geschätzt, weil sie einfach und mit kleinen Chören und Orchestern gut aufführbar waren. Sie besaßen eine klare, verständliche und heitere Melodik und waren rhythmisch, dennoch aber nicht simpel. Das alles verhalf ihnen in Böhmen und im Ausland zu Erfolg und Verbreitung. Inzwischen sind Brixis Kompositionen zur Erbauung der Besucher wieder zunehmend in Kirchenkonzerten zu hören.

Begrüßt wurde die Gemeinde mit Brixis „Orgelkonzert in D-Dur“. Einerseits mit barockem Schwung kraftvoll vorgetragen, andererseits auch mit Anmut und Leichtigkeit, vermittelten die eingängigen Melodien Jubelklang zur Osterzeit.

Barock auf die Pauke gehauen

Es folgte Johann Pachelbels bekannter „Kanon in D“ und schließlich die „Missa Brevis in C“. Das alles gefiel den Zuhörern sehr, auch einigen ganz jungen, die staunend und fasziniert feststellten, dass man Musik auch von Hand und mit lebendiger Stimme erzeugen kann – dann nämlich, wenn der Chor kraftvoll einsetzte und der Paukenist sein Instrument anschlug, also richtig auf barocke Art auf die Pauke haute.

Wie schön eine kleine, transportable Truhenorgel klingen kann, bewies Elisabeth Maranca, die ihr Können der Nastättener Zuhörerschaft schon in zahlreichen Veranstaltungen der evangelischen Kirchenmusik gezeigt hat. Die Predigt, von der Gemeinde aufmerksam verfolgt und aufgenommen, behandelte die Frage, was einen Christen ausmacht und wie sich Christen auch öffentlich zu ihrem Glauben bekennen können.

Chor, Orchester und Solisten, aber auch der Gesang der Gemeinde gestalteten diesen konzertanten Gottesdienst zu einem funkelnden musikalischen Edelstein. Die Musik endete im „Agnus Dei“ mit einem jubelnden „Hosianna“ und der Friedensbitte „Dona nobis pacem“.

Karl-Heinz Wolter

RZ Rhein-Lahn-Kreis (West) Bad Ems vom Dienstag, 19. April 2016, Seite 14 (0 Views)